Bewegungs-
und Koordinationsprobleme
- Auffälligkeiten im Gangbild
- Schwierigkeiten bei Ballspielen
- manuelle Geschicklichkeit (Handschrift)
- langsamere Ausführung manueller Aufgaben
- propriozeptive Wahrnehmung
- Ataxie-Symptome
- Rhythmusgefühl
7.1
Motorische Koordination
Hans
Asperger: Heilpädagogik 1965: (...)
Auch ihrem eigenen Körper gegenüber haben diese Kinder nicht das
richtige Gefühl. Es fehlt ihnen das „Körperschema“, „sie sind
in ihrem Körper nicht zuhause“. Sie rennen leicht überall an,
weil sie ihren Körper nicht richtig „orten“ können. (S.192)
Koordination
der Gesichtsmuskulatur
Dr.
Christine Preißmann: ..und dass jeden Tag Weihnachten wär. Weidler
Buchverlag: (...) Ich merke auch, dass ich
Schwierigkeiten mit der Koordination der Gesichtsmuskulatur bekomme,
wenn ich längere Zeit nicht viel gesprochen habe. Ich muss dann
immer wieder die Mundmotorik trainieren, und es nervt mich, dass ich
solche einfachen Dinge immer wieder üben muss, weil mir andernfalls
die Wörter zwar einfallen, ich sie aber manchmal nicht heraus
bekomme. Es nervt mich, dass andere Leute diese Dinge völlig ohne
Probleme beherrschen, ohne sich darüber auch nur Gedanken machen zu
müssen. S. 58
Beim
Ballspiel
Hans
Asperger: Heilpädagogik 1965: (...)
Das motorische Verhalten ist fast stets auffallend gestört, man kann
in vielen Fällen von einer Apraxie sprechen….wie sie beim Ballwurf
niemals einen schönen Bubenwurf aus lockeren Gelenken, aus
harmonischer Zusammenarbeit des ganzen Körpers zuwege bringen,…wie
sie nie richtig bemessen können, wie der Ball fliegen, wie er
abspringen wird ..
(S. 180)
Sabine
Kiefner: Ich bin Autistin - Asperger Syndrom bei Frauen:
Ballverlust
„Hier! Wirf mir den Ball zu.
Hier!“
Ich stand mitten in der Turnhalle und
sah mich um.
Eine meiner Klassenkameradinnen, die in
der gleichen Mannschaft spielte wie ich, lief mit hoch gestreckten
Armen am Spielfeldrand auf und ab.
„Hier! Hier!“
Ich hielt den Ball fest umklammert,
damit ich ihn beim Laufen nicht verlieren würde.
Gleichzeitig zu laufen und zu werfen
gelang mir nicht.
Doch jetzt, wo ich stehen geblieben
war, musste ich mich auf die Mitschülerinnen konzentrieren, die in
der gegnerischen Mannschaft waren und aus allen Richtungen auf mich
zugelaufen kamen, um mir den Ball abzunehmen.
„Nun wirf doch endlich!“
Ich konnte nicht werfen. Zu viele Arme
waren mir im Weg. Arme, die versuchten, meinen Wurf abzufangen. Arme,
auf die ich achten musste, weil sie bereits viel zu nahe waren.
Ich hatte Angst, große Angst, dass
meine Klassenkameradinnen mich anrempeln oder mit ihren Armen und
Händen berühren würden. Angst, die alle anderen offensichtlich
nicht hatten. Sie kreischten, während sie mit hoch gerissenen Armen
vor mir hin und her hüpften und mir den Weg verstellten. Ich nahm
ihren Atem wahr und den Geruch ihrer verschwitzten Trikots und
T-Shirts.
„Hier! Hier!“
Die Stimmen vermischten sich zu einem
einzigen Lärmknäuel.
Ich wusste nicht mehr, woher sie kamen
und ob sie zu meinen Teamkameradinnen oder zur gegnerischen
Mannschaft gehörten.
Es waren zu viele.
Zu viele Stimmen, zu viele Arme, zu
viele Menschen, die mir so nahe waren, dass sie mich jeden Moment
berühren würden.
Ich ließ den Ball fallen.
Ich ließ ihn einfach aus meinen Händen
auf den Boden fallen, weil ich nicht wollte, dass sie mich bei dem
Versuch, sich den Ball zu holen, mit ihren Körpern berührten.
„Bist du blöd?“
„Du solltest den Ball werfen,
nicht fallenlassen!“
„Wegen dir werden wir verlieren.“
Ich verstand nicht, warum die
Mitschülerinnen aus meinem Team so laut schrien und mich ausbuhten
und als blöd bezeichneten, während die Mädchen aus der
gegnerischen Mannschaft lachten und mir ein „Danke“
zuriefen, nachdem sie ein Tor erzielt hatten und dadurch in Führung
gegangen waren.
Ich hatte den Ball doch nicht
absichtlich fallen lassen, damit unsere Mannschaft verliert.
Den Rest der Spielzeit lief ich in der
Turnhalle hin und her, ohne den Ball noch einmal zugespielt zu
bekommen. Keine der Mitspielerinnen sprach ein Wort mit mir oder
bezog mich in das Spiel mit ein. Ich sei ja zu blöd, den Ball
rechtzeitig abzugeben und einer freien Mitspielerin zuzuwerfen.
Ich war keine von ihnen.
Ich würde nie eine von ihnen sein,
egal, wie sehr ich mich darum bemühte.