3 Kommunikation, 3.3 Inhalte von Kommunikation

3.3.1 Eingeschränkte Themenwahl



Begrenzte Interessensgebiete



Dr. Christine Preißmann: Psychotherapie und Beratung bei Menschen mit Asperger Syndrom, Kohlhammer Verlag: (....) Ich weiß, Kontakte sind einfacher, wenn sie mit einem Gespräch über ein gemeinsames Interesse beginnen. Aber worüber könnte man mit einem Gesprächspartner reden? Meine Mitschülerinnen und später meine Studienkolleginnen haben oft stundenlang über Schmuck, Kleidung, Freundschaften, Jungs oder ein ähnliches Thema gesprochen oder aber über Musik, Kino, Literatur und anstehende Veranstaltungen, An diesen Gesprächen hätte ich mich nie beteiligen können….Die Dinge, die mich interessierten, das waren und sind vor allem Weihnachtsmärkte und das Weihnachtsfest allgemein, die interessierten andere Menschen leider nicht so sehr. S.69





3.3.2 Monologe



Hans Asperger: Heilpädagogik  1965: (...) Oft nehmen die autistischen Kinder gar nicht Rücksicht darauf, ob es in einer Situation passend ist, dass sie ihren Redestrom loslassen, ob man etwa Zeit hat, sie anzuhören oder aber mit etwas anderem beschäftigt ist. Sie geben nicht Antwort auf eine Frage, auf die jeweilige Situation, sondern haben eine „Spontanrede“. Jeder andere Mensch würde es sofort an der Miene des Gesprächspartners merken, dass jetzt nicht die Zeit zu reden ist – nicht aber diese Typen. Ganz unbekümmert sprechen sie aus, was ihnen im Moment wichtig ist. (S. 179)





3.3.3 Gesprächskoordination



 Tina - Autistin im Zwirrlicht: (...) 
 Meine Kommunikations-Fallen:

- floskelwertige Aussagen (gesagt und nicht so gemeint)
- Angaben, welche nach Wortlaut eigentlich widersprüchlich sind

- ungenaue Antworten ( halbe Antworten, bei denen mein Gegenüber meint, dass sich der 'Rest' schon aus dem vorher Gesagten erschließt)

- Sprach- oder Geräuscheticks (Wörter, Laute, welche vielfach unbewusst, beim Sprechen mit eingesetzt werden), wie: "nu", "gell" oder "erde". Auch schmatzende Geräusche. Dann entsteht bei mir ein Hyperfokus.

- Dauer-Small Talk
- Telefonieren mit Außenmenschen
- Ansprache, während ich gerade etwas anderes mache
- triggernde Ansprache

Sehr wichtig ist auch die Umgebung. Wenn ich mich dort nicht wohl fühle, das heißt fremd bin, kann ich schlechter zuhören, als bei mir zu Hause. Da muss es um wirklich Wichtiges gehen damit ich mich konzentrieren kann.
Menschenmassen, laute Geräusche und blendende Lichtquellen bringen mich dann komplett ins 'Aus' .

Eine Lösung sind Stichpunkte für Gespräche und ganz neu jetzt ein Telefonzettel. Da steht drauf: "Im Moment ist es bei mir ungünstig zu telefonieren. Können wir einen Telefontermin vereinbaren?"




Dianas Aspergerseite: (...) Es erfordert massive Konzentration, ein Gespräch zu führen. Erst einmal, weil ich wissen muss, wann ich dran bin zu reden. Zweitens, weil mein Gegenüber meist schneller redet, als mein Gehirn das Gehörte in etwas Sinnvolles umsetzen kann. Es hinkt oft hinterher, so dass ich dann den nächsten Satz nicht mitbekomme. Oft kann ich aus den Teilen, die ich tatsächlich verstehe, noch etwas Sinnvolles zusammensetzen, aber nicht immer, und dabei können die dollsten Missverständnisse entstehen.





Dianas Aspergerseite: (...) Mit mehreren Personen kann es sehr gefährlich sein - ich kann niemanden mehr mental beobachten, es entgeht mir sehr viel, auf das ich mich konzentrieren müsste, aber aufgrund meiner Einkanal-Limitierung nicht konzentrieren kann. Der Energiepegel sinkt bei dieser Form rapide und rasch.

Die Zeitverzögerung zwischen akustischem und mentalem Hören kann dabei variieren von wenigen Centisekunden bis hin zu mehreren Sekunden. Schwankt ebenfalls mit der Energieaufwendung und der Energieabnahme.





3.3.4 Spontaner Themenwechsel





3.3.5 Detaillastige Schilderungen






3.3.6 Unverblümte Aussagen



Der Wahrheit den Vorrang geben



Sabine Kiefner: Ich bin Autistin - Asperger Syndrom bei Frauen: (...) Ich erinnere mich daran, dass die Freundin meiner Mutter früher zu mir sagte, ich solle jungen Männern nicht so offen zeigen, was ich für sie empfinde, sondern mich rar machen, sie um mich kämpfen lassen. Das habe ich nie verstanden. Warum sollte ich so tun, als läge mir an einem Menschen nichts, wenn doch das Gegenteil der Fall war? 

Was ist das für eine Form der Kommunikation, „ja“ zu meinen, aber „nein“ zu sagen bzw. Zu zeigen? Können auf diese Weise Freundschaften und Beziehungen entstehen, in denen Ehrlichkeit doch eine Grundvoraussetzung sein sollte? www.aspergerfrauen.wordpress.com